Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.

Johann Wolfgang von Goethe

Wie im Leben, so ist auch im Geschäftsleben und in der Führung der Wechsel zwischen Fokus und Weite ein unaufhörlicher Prozess.

Der Fokus richtet unsere Aufmerksamkeit ins hier und jetzt. Wo stehe ich gerade, was ist jetzt zu tun, was ist jetzt wichtig. 

Vielleicht auch vergleichbar mit dem Einsatz von Rettungskräften. Das lange Eingeübte wird wie ein Automatismus abgerufen. Der Fokus liegt auf der Aktion, welche jetzt zu tun ist. Einen Verletzten bergen, diesen verarzten und stabilisieren. Nur dieses zählt in diesem Augenblick.

In der Führung ist dies der Fokus auf das, was jetzt getan werden muss. Jetzt muss ein Kundengespräch mit voller Konzentration geführt werden. Jetzt muss eine Entscheidung in tiefem Gewahrsein getroffen werden. Jetzt muss ein Kandidaten-Interview zu einer ausgeschriebenen Stelle mit ganzer Aufmerksamkeit geführt werden.

Auf die ayurvedische Lehre projiziert, ist der Fokus eine Eigenschaft des Pitta Dosha*. Pitta ist konzentriert, hat den Drang eine Aufgabe zielgerichtet zu verfolgen und diese zu Ende zu bringen. Dies mit höchstem Engagement und Zielstrebigkeit. Pitta brennt sozusagen dafür, Aufgaben zu erledigen und Ziele zu erreichen.

Dazwischen wechselt der Prozess von Fokus auf Weite. 
Weite… Wo führt uns unser Weg hin? Sind wir auf dem richtigen Weg? Welche Ideen habe ich? Welche Aufgaben stehen an? Muss korrigiert werden? Die Weite wird benötigt, um den Tunnelblick zu verlassen und das große und ganze sehen zu können. Um zu korrigieren, wird dann wieder der Fokus benötigt.

Weite ist eine Eigenschaft des ayurvedischen Vata Dosha*. Vata ist beweglich, gibt Raum und eben Weite. Durch die Beweglichkeit und Sprunghaftigkeit ist dieser Modus jedoch nicht geeignet, konzentriert Ziele zu verfolgen. Um Ideen zu Sammeln und nach vorne zu Blicken jedoch schon.

Mein Fahrlehrer hatte damals schon den Prozess unheimlich gut beschrieben: 

„In der Weite liegt das vorausschauende Fahren“. 

Zu beobachten wie der Verkehr läuft, und was die anderen Verkehrsteilnehmer tun (Rückspiegel, Außenspiegel, Tacho). Dann der Wechsel zu Fokus. Ortsschild, Bremsen, Tempo korrigieren. Wechsel zur Weite … wo führt die Straße hin, wann muss ich abbiegen… dann Fokus, Schalten, Lenken, Schulterblick, abbiegen.

Diesen immerwährende Wechsel zwischen Fokus(Pitta) und Weite(Vata) zu beherrschen ist eine grundlegende Eigenschaft einer guten Führungskraft.  Dinge werden fokussiert gemeistert, Ziele erreicht. Dabei immer den freien Blick nach vorne auf das Große und Ganze gerichtet.

*Doshas sind in der ayurvedischen Lehre sozusagen Naturenergien. Unterschieden wird in Vata, Pitta und Kapha. Diese Energien haben unterschiedliche Eigenschaften und machen eine Systematisierung möglich.