Wann immer ich mit anderen zusammen bin, Möge ich mich selbst als den Geringsten von allen sehen.
Langri Tangpa
Selbstwertschätzung kommt aus unserem Geist. Wir denken „ich bin wichtig“.
Die Gefahr dabei ist jedoch, andere außer Acht zu lassen und sich als „wichtiger“ zu empfinden. Selbstwertschätzung ist in diesem Fall eine Verblendung.
Unser Selbstwertschätzung gibt uns das Gefühl, dass unser Glück und unsere Freiheit wichtiger sind als das Glück und die Freiheit aller anderen. Dass unsere Wünsche und Gefühle mehr bedeuten und dass unser Leben und unsere Erlebnisse interessanter sind.
Wir mögen es nicht, wenn wir kritisiert oder beleidigt werden, es stört uns aber weniger, wenn ein Fremder kritisiert wird und sind vielleicht sogar froh, wenn jemand beleidigt wird, den wir nicht mögen. Auch wenn wir Schmerzen haben, möchten wir, dass diese so schnell wie möglich besser werden. Wenn andere unter Schmerzen leiden, haben wir jedoch wesentlich mehr Geduld.
Alles Glück dieser Welt entsteht aus dem Wunsch, dass andere glücklich sein mögen.
Alles Leid dieser Welt entsteht aus dem Wunsch, dass wir selbst glücklich sein mögen.
Shantideva
Jede Auseinandersetzungen und jeder Streit entsteht aus der übermäßigen Selbstwertschätzung. Mit Selbstwertschätzung bestehen wir auf unserer Meinungen und wollen die Situation nicht von der anderen Seite her sehen. Deswegen werden wir schnell wütend und möchten andere mit Worten oder sogar auch körperlich verletzen.
Selbstwertschätzung führt dazu, dass wir uns deprimiert fühlen, wenn sich unsere Wünsche nicht erfüllen, unsere ehrgeizigen Ziele scheitern oder unser Leben anders verläuft als geplant.
Erinnern wir uns an Zeiten in denen wir nicht glücklich waren, stellen wir fest, dass sie von einer grossen Sorge um unser eigenes Wohl geprägt waren.
Verlieren wir unsere Arbeit, unser Haus, unser Ansehen oder auch unsere Freunde, dann sind wir nur deshalb traurig, weil wir so an diesen Dingen hängen. Verlieren andere ihre Arbeit oder werden von ihren Freunden getrennt, macht uns das nicht annähernd so viel aus.
Reine, bedingungslose Liebe führt nie zu irgendeinem Schmerz oder einer Sorge, sondern nur zu Frieden und Freude.
Vielleicht verwechseln wir Selbstwertschätzung manchmal einfach mit Selbstvertrauen oder Selbstachtung.
Nicht aus Selbstachtung wollen wir immer das Beste für uns selbst. Nicht aus Selbstachtung betrügen wir andere oder lassen sie im Stich. Wenn wir ehrlich sind dann sehen wir, dass es unsere Selbstwertschätzung ist, die unsere Selbstachtung und unser Selbstvertrauen beschädigt.
Mit Achtsamkeit und Wachheit können wir lernen, die eigene Selbstwertschätzung aufzugeben und statt dessen anderen diese Wertschätzung entgegen zu bringen. Wir dürfen einfach so viel wie möglich anderen behilflich sein, damit reduzieren wir die eigene Wertschätzung (Verblendung) erheblich.
Dies bedeutet jedoch nicht achtlos mit sich umzugegen, alles aufzugeben und sein Leben zu zerstören. Im Gegenteil. Es geht einzig und allein darum anderen die grösstmögliche Wertschätzung entgegen zu bringen.